* Mitteilungen: *
Zeichnung von Ursula Okle.
Entschuldigung bezüglich dessen, was der Gründer
SANBÔZEN,
YASUTANI Haku'un Roshi,
während des Zweiten Weltkrieges
gesagt und getan hat.
KUBOTA Ji'un
3. Vorsitzender und Leiter des SANBÔZEN
Am 8. Januar 2000 kam ein Brief von einer Frau, die in den Niederlanden wohnt. Darin stand, dass ihr Ehemann während des 2. Weltkrieges von der Japanischen Armee im Alter von sechs bis neun Jahren in einem Konzentrationslager auf den Holländischen Ostindischen Inseln, zusammen mit seiner Mutter und Schwester, interniert war. Sein Vater wurde in ein Lager für Männer gebracht und sein älterer Bruder gezwungen, für den Bau der Eisenbahn in Burma zu arbeiten. Das Trauma dieser Jahre ist bis heute geblieben. Er musste sich einer Gehirnoperation unterziehen und war über zehn Jahre lang in psychotherapeutischer Behandlung. Nicht nur er selbst hatte sehr schwer zu leiden, schrieb die Frau, sondern auch seine Familie war und ist immer noch sehr von seinem Leiden mitbetroffen.
Ähnliche Tragödien sind oft aus China, Korea und anderen südasiatischen Ländern berichtet worden, in die während des Krieges Japanischer Militarismus eingedrungen war. Immer, wenn ich solche Berichte höre, fühle ich einen grossen Schmerz in meinem Herzen, zumal ich ein Bürger des Staates bin, der damals diesen furchtbaren Krieg mitangefangen hat. Hiermit entschuldige ich mich aufrichtig bei der oben genannten Dame und ihrem Ehemann sowie bei all den Menschen, die während des vergangenen Weltkrieges durch solch qualvolle Erfahrungen gehen mussten.
Dem Anliegen der Frau liegt hauptsächlich folgende Tatsache zugrunde:
Sie hatte das Buch "Zen at War" ( zu Deutsch "Zen im Krieg"), von Brian VICTORIA gelesen und fühlte sich verraten von den während des Krieges geäusserten Worten und Taten des Gründers des SANBÔZEN, YASUTANI Haku'un Roshi, in denen er wiederholt den Krieg lobte und unterstützte. Da sie selbst unter Pater Johannes KOPP, einem Zen-Lehrer des SANBÔZEN, Zen-Meditation praktiziert, kam es ihr bisher niemals in den Sinn, dass die von ihr tief respektierten Zen-Lehrer jemals das Kriegführen verherrlichen könnten.
Ich selbst wurde mit 17 Jahren Schüler von YASUTANI Haku'un Roshi und lies mich auch weiterhin bis zu seinem Tod von ihm unterweisen. Ich weiss daher sehr wohl, dass YASUTANI Roshi während und auch nach dem 2. Weltkrieg rechtsradikale und antisemitische Ideologien stark begünstigte - so wie Herr VICTORIA es in seinem Buch herausgestellt hat. Wenn die jetzt in dem Buch enthüllten Worte und Taten von YASUTANI Roshi irgendeinen Zen-Übenden in der Linie des SANBÔZEN zu tiefst geschockt und sie oder ihn daher veranlasst haben, die Zen-Praxis zu verabscheuen oder gar aufzugeben, ist das wirklich äusserst zu bedauern. Ich, als gegenwärtiger Vorsitzender und Leiter des SANBÔZEN, kann nicht anders als mein tiefstes Bedauern für die durch die irrenden Worte und Taten des früheren Meisters zugefügte Kränkung auszudrücken.
Es sei mir an dieser Stelle gestattet, einen Einblick in die 25 Jahre meiner Zen-Schulung unter YASUTANI Roshi zu gewähren. Niemals habe ich gesehen, dass YASUTANI Roshi seine Schüler und Schülerinnen jemals gezwungen hätte, seine politischen Ansichten zu akzeptieren. Letztlich war es sein Dharma, dessen Übertragung auf uns wir erwünschten; von daher habe ich nie danach gestrebt, seinen ideologischen Standpunkt zu erfahren. YAMADA Kôun Roshi, der als 2. Vorsitzender und Leiter die Nachfolge von YASUTANI Rohi antreten sollte, ermahnte diesen mehrere Male bezüglich seiner ideologischen Neigung und erinnerte ihn an seine ursprüngliche Verantwortung, sich auf die Wiederbelebung des reinen Dharma zu konzentrieren, dem eigentlichen Kern des Buddhismus. Die Folge davon war, dass YASUTANI Roshi im Jahre 1967 - noch zu Lebenszeiten - die eindeutige Entscheidung traf, YAMADA Kôun Roshi die vollständig autorisierte Führung des Sanbô Kyôdan zu übergeben.
Kôun Roshi seinerseits bekundete deutlich, dass es die grundlegende Position des SANBÔZEN ist "durch das Dharma Tor von Dogen Zenji am Ursprung des Buddhismus zu stehen", und dass es unser Ziel ist, die Errettung der Menschheit zu erreichen und am Aufbau des Friedens in der Welt mitzuwirken. Dies basiert auf der herausragenden Erleuchtungserfahrung von Shakyamuni und gilt jedem und jeder einzelnen - ungeachtet ethnischer Herkunft, Nationalität, Geschlecht oder Glauben. Das Ergebnis war ein ernsthafter Dialog mit Pater H.M. ENOMIYA-LASSALLE, durch dessen Vermittlerrolle eine große Zahl katholischer Priester und Schwestern ihren Weg zum Zen fanden, und die Zen-Praxis außerhalb Japans bis dahin gedieh, wie wir sie heute erleben können. In der Tat ist das Zurückgehen zum Ursprung der einzige Weg für Japan, früheres Fehlverhalten auszugleichen und wahrhaftig am Frieden der menschlichen Welt mitzuwirken.
Es ist klar, dass der schreckliche 2. Weltkrieg die Japaner selbst in eine bis dahin unbekannte Verwüstung trieb. Am Ende des Krieges war das Land völlig zerstört und Hunger und Elend ergriff die ganze Bevölkerung. Zudem wurden zahllose Soldaten und Zivilisten entlang der Sowjetischen Grenze in Gefangenschaft und Zwangsarbeit geführt; eine große Zahl von ihnen verlor ihr Leben durch Hunger und Kälte. Die Opfer der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki starben einen der beklagenswertesten Tode dieser Welt, und diejenigen, die die Katastrophe überlebten, leiden immer noch an Krankheiten, die durch die Radioaktivität verursacht wurden. An wen können wir uns wenden, um ihre Leiden zu lindern? Wahrhaftig, dies ist die Realität des Krieges! Dieses Jahrhundert hat die Menschheit immer wieder die gleiche Torheit wiederholen sehen; unzählige Millionen von Menschen wurden dazu gezwungen, unaussprechliche Qualen zu durchleiden.
Die tiefsten Wurzeln dieser Kriege liegen im Ego-Bewußtsein der Menschen. Durch seine herausragende Erleuchtungserfahrung bestätigte Shakyamuni, dass dieses Ego-Bewußtsein ein schwerwiegendes Missverständnis und eine Illusion ist. Er begründete den Weg der Übung, durch welchen die Menschen auf schnelle Weise sich sowohl des wahren Selbstes der unendlichen und absoluten Einheit bewußt werden können als auch im phänomenalen Selbst diese Essenz verwirklichen können. Das ist Zazen. Es ist Zeit, dass wir ernsthaft aus den Erfahrungen der letzten hundert Jahre lernen und Taten folgen lassen, die auf einer neuen Weisheit für das 21. Jahrhundert gründen.
Aus diesem Anlass gelobt Sanbô Kyôdan, niemals den Ursprung von Shakyamuni zu verlassen und nachdrücklich und tatkräftig dem Pfad der Bewusstwerdung unseres wahren Selbsts in dieser phänomenalen Welt durch unsere Zen-Übung zu folgen.
(1. Februar 2000; ursprünglich in Kyôshô 281 [März/April 2000],übersetzt von
H. WOLFSGRUBER/SATÔ M.)
* Anmerkung:
Alle Zen-Gemälde auf unserer Home Page sind,wenn nicht anders angemerkt,
Werke von Herrn YOKOO Tatsuhiko, Mitglied der SANBÔZEN Society.
kuramoto@sanbo-zen-internatonal.org